22.08. - 31.08.2012
Indian Summer Tour an den sagenumwobenen Öksfjord – am 22.08 starteten wir hoch motiviert in aller Herrgottsfrühe mit einer Frau und 19 Mann starken Gruppe ins gelobte Land. Die Reise führte nach einem kurzweiligen Bustransfer nach Frankfurt über Oslo, von dort aus ging es weiter nach Alta. Am Flughafen wurden wir von 2 Kleinbussen abgeholt und nach weiteren 2 Stunden Fahrt durch die Finnmark erreichten wir gegen 22 Uhr unseren Zielort Öksfjord. Durch das Studium diverser Videos und Erzählungen unseres Angelkameraden Rolf Kretzer hielt sich mein Schock beim Anblick der Häuser in Grenzen und auch auf den süßlichen Geruch (Gestank) der Fischmehlfabrik war ich vorbereitet.
Die Lage des Oksfjord Camp hat den Charm einer Planierraupe die gerade einen LKW rammt. Der Blick aus dem Fenster auf einen Coop Markt und den Verkehr der Durchgangsstraße vergiftet einen Norwegenromantiker wie mich bis aufs Blut und raubt mir für kurze Zeit all meine geliebten Emotionen. Das Haus selber ist modern und zweckmäßig eingerichtet, sauber, geräumig und mit viel Stauraum versehen. Es fehlt an nichts aber es ist auch kein Ding zuviel in der Küche. Eine Terrasse oder einen Grillplatz sucht man vergeblich und Gott sei Dank hat Rune, der Busfahrer eine Gitarre. Sollte das Wetter schlecht werden ist musizieren die einzige Alternative, mehr kann man hier nicht machen. Der geübte Blick eines erfahrenen Norwegenfahrers sagt mir sofort dass hier außer Angeln nichts läuft und ich hoffe auf das Beste.
Nachdem ich Knut den Betreuer der Anlage gefunden hatte meldetet dieser kurz und professionell die momentanen Hotspots, wie übrigens 50 weiteren Anglern auch die zurzeit auf der Anlage weilten. So war es nicht verwunderlich, dass sich teilweise 8 und mehr Boote an diesen Plätzen aufhielten. Ansonsten wunderte ich mich ein wenig darüber dass er mir von der guten Buchungslage und vom Vorteil der Einwegbettwäsche, die dort verwendet wird berichtet. Kein Wort über die Fänge der letzten Tage oder, und das interessiert uns doch alle am meisten, kein Wort über das Wetter. Ich werde die nächsten 4 Tage in die Berge gehen und wir sehen uns dann wieder am Montag waren die Worte bei unserem ersten Zusammentreffen. Soviel zur Topbetreuung vor Ort und: Sie können jeder Zeit zu Knut kommen, der kennt sich aus, der steht Ihnen immer mit Rat und Tat zur Seite – in unserem Fall absoluter Schwachsinn. Für mich schon grob fahrlässig die Tatsache, dass in den ersten Tagen unseres Aufenthalts keiner aus dem Camp unter der auf dem Boot geschriebenen Telefonnummer erreichbar war, bei Seenot unfassbar. Nach 2 Tagen hängte Knuts Vertreter dann den von uns gewünschten Wetterbericht an die Bürotüre und der sagte uns leider schwierige Bedingungen voraus. Viel gemeckert aber so war’s. Auf allen Reisen haben wir bisher besseren Service und persönlicheren Kontakt vorgefunden als am Öksfjord. Desweiteren scheinen die Menschen im Ort genervt von den Anglerkohorten, die sie jährlich überfallen und grüßen nicht zurück.
Die Angelei in den kommenden 8 Tagen war schwierig und so hart wie schon lange nicht mehr. Ich freute mich sehr auf diese Tour denn mit Günther Schwierzy hatte ich einen erfahrenen Kapitän, mit Herbert Dienst und Hans Kahlfuss hartgesottene Angler mit an Bord.
Die Angelei auf dem Boot machte richtig Spaß, es wurde sehr umsichtig und hilfsbereit agiert und wir trafen meist die richtigen Entscheidungen.
Die erste Ausfahrt mit wenig Wind bei strahlendem Sonnenschein sollte uns gleich zu den weiter entfernten Spots führen. Auf dem Weg dorthin sahen wir einen Möwenschwarm und stoppten in seiner Nähe. Bereits die erste Drift brachte Herbert und Günther schöne Rotbarsche der 6 Pfund Klasse und wir waren begeistert. Bei der nächsten Drift konnte ich einen 5 Pfünder Rotbarsch landen und wir waren happy. Das ging ja perfekt los. Es landeten schöne Dorsche bis 80 und einige schöne Lumps in unserer Kiste. Seelachse der 80cm Klasse setzten wir zurück, sonst wären in 2 Stunden 2 Kisten randvoll mit Fisch gewesen. Diese Stelle in 160 Metern Tiefe konnten wir die ganze Tour nicht mehr ohne 600 Gramm Pilker befischen, während wir an diesem Tag mit 125 Gramm Gummifischen den Grund fanden. Verrückt aber leider wahr.
Weiter führte uns der Trip hinaus auf den Engegrunnen. Dort gab es schöne Dorsche bis 80 und wir hatten 2mal Buttkontakt. An dieser Stelle nahmen Wellen und Dünung erheblich zu und wir kämpften uns zurück in den Öksfjord. Am letzten Stop an diesem schönen Angeltag, der von uns markierten Stelle 77 konnte Herbert noch mal einen 8 Pfünder Rotbarsch landen . Wir waren zufrieden und guten Mutes bald die Geheimnisse des Reviers zu lüften. Der zweite Tag begann mit viel Wind und wir konnten nur eine Stelle vernünftig befischen. Dort landete Günther Schwierzy einen 91er Butt und Herbert Dienst den ersten Heilbutt seines Lebens, wenn auch nur einen 55er aber Butt ist Butt. Auf der Heimfahrt plötzlich eine 5 Meter Fontäne am Horizont. Wal voraus und wir konnten uns zwei großen Walen bis auf 10 Metern nähern, ein phantastisches Erlebnis. An diesem Tag hatten wir 2 weitere Kontakte die wir an Hand der Bisspuren ausschließlich dem Heilbutt zuordnen konnten. Mit Butt an Bord fuhren wir zufrieden Richtung Camp und lebten in guter Hoffnung. Die weiteren Tage sind kurz und knapp erzählt. Täglich wechselnde Winde bis zu 10m/s und Windböen die noch stärker waren, Starkregen wechselte mit Sonne. War eben noch schwach Wind und somit das Angeln an den Rotbarschstellen möglich konnte man dort angekommen nur feststellen, 600 Gramm reichen gerade mal aus wenn einer gegen die Drift fährt um in die erfolgversprechenden Tiefen zu kommen. Wir kämpften mit allen Mitteln, hart bis an die Grenze der Erschöpfung, ohne Murren und Fluchen und erwischten geile Rotbarsche bis 9 Pfund. Das hielt uns am Leben. Täglich hatten wir Buttbisse und die Rollen mit Naturköder bestückt sangen den Sound der Knarre, nur, wir konnten keinen haken. Nachdem ich dann einen kleinen Seelachs montiert hatte fing ich sofort einen 74er Heilbutt was unsere These bestärkte, dass viele kleine Butte unterwegs waren. Die anderen Boote waren mit ähnlichen Resultaten unterwegs. Hermann Fehringer fing mit einem 98er Butt den längsten der Tour und Harald Kaaserer hatte mit einem 15 Kilo Dorsch den einzigen Großdorsch an Bord. Während unseres Aufenthalts wurde von allen Anglern ein 115cm Butt angelandet, bei 50 Anglern in 8 Tagen wahrlich ein ernüchterndes Fangergebnis.
Die Truppe war wie immer toll und die Stimmungsabende nicht wenig. Maxi Gerstmeier holte die Gitarre raus und der Milchtütensong wie auch der 179 Meter Rotbarsch Blues werden unvergessen bleiben. Nach 8 Angeltagen hatten alle Angler ihre Kisten voll aber so richtig verliebt in den Öksfjord hatte sich keiner.
Mein persönliches Fazit:
Die Rotbarsche waren herrlich und haben uns happy gemacht.
Boote und Anlage sind normaler Standart aber ich werde das Gefühl ,, Anglerpuff’ nicht los
Der Gestank der Fischmehlfabrik nervt tierisch
Ambiente und Panorama waren nicht mein Fall
Es gibt sicher Fische aber im August ist es zu spät dort oben
Bei mehr als 1.100 Gästen pro Jahr kann man sich einiges erklären
Als ich am letzten Abend noch mal allein aufs Boot setzen wollte um in Ruhe mit dem Öksfjord Abschied zu feiern abschließendes Erlebnis. Auf dem Weg zum Boot blockierte ein Schaufellader den Weg der gerade mit einem Kärcher Hochdruckreiniger gewaschen wurde. Nach einigen Minuten bemerkten die Arbeiter meine Anwesenheit und ließen mich passieren. Ich setzte mich ins Boot, zur linken der Öksfjord und zur rechten das Zischen eines Hochdruckreinigers gemischt mit dem Gestank der Fischmehlfabrik, dem Anblick eines brummenden Schaufelladers an dem gerade eine Investorengruppe aus Oslo vorbeizieht. Knut erklärt wie das nächste Camp aussehen soll ……..
Am Öksfjord zählt nur der Fisch und Fangergebnisse,Angelurlaub in Norwegen stell ich mir ……..
Danke an die Truppe
Danke an die perfekte Bootsbesatzung Schwierzy Dienst Kahlfuß
Danke an Max Gerstmeier für die Organisation
Petri Heil
Günter