14.08.2010 bis 21.08.2010

Urlaub wann und wo, eine Entscheidung, die in unserer Familie nicht immer ganz leicht fällt. Es soll was los sein, Bademöglichkeiten, Panorama, nicht zu weit fahren, kein Atomkraftwerk in der Nähe mit einem Schuss Exklusivität,       und völlig unwichtig und ganz nebenbei, irgendwo muss eine Pfütze liegen in die man eine Angel auswerfen kann. Da die Entscheidung für den gemeinsamen Familienurlaub in Frauens Hand liegt war ich mit dem Vorschlag, Urlaub auf Rügen nicht ganz unglücklich. Da soll’s doch den Bodden geben und täglich fahren Kutter auf die Ostsee raus, da wird’s doch die ein oder andere Chance geben um zu angeln.

Das Auto war wie immer bis unters Dach vollgepackt mit allerlei unnötigem Kram wie Fahrräder, Klamotten und Badezeug und so konnte nur eine Notausrüstung mit 2 Spinnruten und ein paar Gummifischen heimlich Platz finden. Vorort hatte Ricke ein wirklich schickes Haus in wunderschöber Lage direkt an der Ostsee gebucht. Wir fühlten uns sofort wohl an diesem malerischen Plätzchen. Bereits am ersten Abend fiel mir am Eingang einer Kneipe ein Plakat mit dem Slogan ,, ANGELWUNDER“ auf. Guidingtouren auf dem Bodden und der Ostsee und um die  kurz bemessene Angelzeit vernünftig zu nützen entschloss ich mich, dort mal anzuklingeln.

Diese Entscheidung stellte sich im Nachhinein als absolut richtig heraus, ist der Bodden doch sehr groß und die Anzahl der erfolgversprechenden Angelstellen klein. Bei einem unkomplizierten Telefonat wählte ich  2 Ausfahrten und wollte nur angeln, auf welche Fische war mir völlig schnuppe. Dabei ergab sich eine Hechttour mit Guide Tommi, einer Vater Sohn Kombination aus Köln und einem Franzosen Namens Raymond. Wir trafen uns gegen 8 Uhr am Steg, dort vernüntige und informative Einweisung durch Guide Tommi, wenn gewünscht kostenloses Leihgerät und Köderservice und fuhren dann mit dem komfortablen Kajütboot Estrella ca. eine 1/2 Stunde hinaus auf den Wieker Bodden. Das Wetter war hundsmiserabel, Regen, Wind, schlicht und ergreifend  ,,Dreckswetter“. Sogleich beim ersten Stop konnten Luka und Ramon 2 Hechte mit 99cm/94cm auf Gummi verhaften. 2 Würfe, 2 schöne Hechte, das geht ja los wie die Feuerwehr. Bei diesen Boddenhechten  handelt es sich um außergewöhnlich schöne Exemplare mit richtig Pfeffer im Drill.

Ja wenn das so ist dann Prost, das wird ja heute kein Problem mit dem Meterhecht, dachte ich mir. Auch Tommis Ansage an den Kölner Jung‘, den 94er Hecht nicht für’s Erinnerungsalbum zu photografieren weil wir sicher noch einen besseren fangen werden machte mich sehr optimistisch und zu Beginn gleichsam faul und träge in meiner Angelaktivität. Aber –  Pustekuchen, in den folgenden 6 Stunden kein Hecht mehr. Ich angelte wie ein Vergifteter, der Killerinstinkt in mir erwachte. Köder rein, Köder raus,  neue Farbe, Wobbler, Spinner, zwischendurch Köstritzer Beissfix normal, und das bei Dauerrregen und Starkwind.Während meine Mitstreiter in der Kajüte saßen und sicher dachten mit einem Verrückten an Bord zu sein, hatte ich bestimmt bereits 300 mal ausgeworfen in der Hoffnung auf den berühmten dumpfen Schlag an der Rurtenspitze.

Dann die Rückfahrt und die letzte Chance. Am sogenannten Bermudadreieck, einer Stelle an dem Bodden und Meeresströmung aneinander treffen machen wir den letzten Stop. Wurf an die Kante und rums, krumme Rute und ein 77er Hecht, der sich kräftig im Drill an der 0,06 Whiplash wehrte. Selten hab ich mich mehr über einen Pike dieser Größe gefreut und selten musste ich mir einen Fisch härter erkämpfen als diesen. Guide Tommi war während der ganzen Ausfahrt ein humorvoller und sachkundiger Begleiter, dem ich die besten Noten ausstellen kann. An guten Tagen fangen die Jungs schon mal 20 und mehr Esoxe, doch diese Ausfahrt musste dem ungünstigen Wetter seinen Tribut zollen. Egal,hat trotzdem richtig Spaß gemacht und ich hatte viele neue Eindrücke gewonnen.
2 Tage später juckte es mich nochmal und nach einem abendlichen Telefonat konnte ich am darauffolgenden Tag noch kurzerhand auf ein Boot aufspringen. Zu viert waren wir mit Guide Gerry unterwegs, Wrackangeln auf der Ostsee. Dorsche am Fließband, die Größen eher unbedeutend, meistens so zwischen 40 und 55 cm. Mit dem letzten Zug konnte ich auf einen Stormgummi noch einen schönen 75er Dorsch fangen, welcher sich für seine Größe stramm wehrte. Scheinbar geben die Ostseedorsche im Flachwasser bei relativ warmen Wasser mehr Gas als ihre Kaltwasserverwandten in Norwegen – oder Einbildung? – Ein schöner Angeltag ging mit einem 75er Hecht auf der Rückfahrt (Gerry – Wobbler) zu Ende.
Fazit: Boddenangeln macht richtig Laune – Eine kombinierte Lachs- Meerforellen – Hechttour im Mai könnte interessant werden. Wer Lust darauf hat, 2 Tage auf Lachs, 2 Tage auf Meerforelle und 2 Tage auf Hecht zu angeln kann sich ja mal melden. Die Jungs von Angelwunder, die ich von dieser Stelle aus recht herzlich Grüße sind gut drauf und sprechen unsere Sprache.