20.06.2009 bis 21.06.2009
Heilbutt – 50,2kg – Reinöya – Kvalsund
Samstag 20.06.2009 – 18 Uhr – Insel Reinöya –
Gegen Abend treffen sich der Angelfan Morten Willumsen(Norwegen), Andre(Chile), Burkhard (Siegerländer) und Günter (Donauschwabe) am Steg und starten zu einer 14 stündigen Angeltour. Ihr Weg führt sie mit Mortens 700 PS starkem Boot rund um die Insel Ringvasöya. Ausgerüstet mit ausreichend Proviant und den nötigsten Getränken (Beisfix – Beisfix special und Beisfix very special) cruist das Team in Richtung Kvalsund. Die Konversation an Bord wird in Englisch geführt und alle sind guter Dinge und voller Optimismus, einen schönen Fisch zu fangen. Nach einer halben Stunde Fahrt der erste Stop an einem Sandplateau im Kvalsund.
Bereits nach kurzer Zeit fängt Andre ein paar halbstarke Dorsche an der Juxe. Gleich bei meinem ersten Versuch ein guter Biss an meiner Rute und es kommt ein Dorsch mit ca.7 kg, der bislang beste Fisch, den ich in dieser Angelwoche bisher verhaften kann. ,,At the moment Cod only“ spricht Skipper Morten und verlässt die Stelle bereits nach kurzer Zeit. Die Fahrt führt vorbei an wunderschönen Uferstreifen, die Sicht in die Ferne der Berge ist leider verschleiert durch Wolken und Nieselregen. Skipper Morten fährt eine Stelle nach der anderen an, aber totale Beißflaute. Während der nächsten 6 Stunden fangen wir keinen einzigen Fisch, nicht einmal eine Attacke lässt das Adrenalin in die Adern schießen. Bei 4 Grad Außentemperatur und teilweise böhigem Wind werden schon mal die Finger klamm und es tut gut, sich in der Kabine mit Kaffee und Beisfix very special ein bisschen aufzuwärmen. Langsam wird Andre müde, ich betrachte die wunderschöne, unberührte Natur mit all ihren Geheimnissen, Burkhard hat nur ein kleinwenig von seinem Optimismus eingebüßt (!!! heut Nacht passiert noch was) und Skipper Morten steuert mit stoischer Ruhe sein Boot durch die Untiefen der Fjorde. Gegen 2 Uhr Nachts eine Entscheidung, die 2 Stunden später von großer Bedeutung sein soll. “I think we should try it again at the first place we stopped yesterday“ denkt Morten laut nach und keiner ist dagegen, einen erneuten Platzwechsel zu vollziehen. Schlechter als im Moment kann es nicht mehr werden, rein angeltechnisch gesehen natürlich. Ansonsten geht es uns gut und es fehlt uns an nichts. Nach ca. einer halben Stunde Fahrzeit erreicht das Boot jene Stelle am Kvalsund,an der Burkhard vor einigen Wochen bereits einen 38kg Heilbutt sicher landen konnte. Drift und Strömungsverhältnisse passen ,die Köder werden ausgelegt und alle wissen, dies ist die letzte Chance für diese Ausfahrt. Nach 8 Stunden ohne Biss kreischt plötzlich Mortens Rolle. Zuerst glaubt er nicht an einen Fisch aber Burkhard erkennt sofort – Heilbutt – ! Nach einem schönen Drill kommt ein Butt von 14,5 kg an die Oberfläche und Burkhard setzt zielsicher die Harpune.“ We have him under Controll“ so der Siegerländer und Morten ist glücklich über diesen schönen Fang. Alle an Bord feiern den schönen Fisch und er nimmt happy die herzlichen Gratulationen entgegen. Morten sagt: “I think we will get anotherone“ und nachdem der Fisch versorgt ist setzten wir zur nächsten Drift an.
Ich lehne mich an die Rehling und halte bewegungslos den Gummifisch ins Wasser, den Harald mir gestern geschenkt hat. PENG – ein harter Schlag und die Rolle läuft wie der Teufel – härter und schneller als bei einem SULI (Dry Papa Dry – hold the rod – Contact Contact … nur für Insider), nur diesmal ist Ruhe. Kein Boy brüllt mir ins Ohr und die Sulis waren gute Sparringspartner aber da unten tut sich was anderes, unter einem Adrenalinschock bin ich sofort voll da . Nur keine Hektik, in der Ruhe liegt die Kraft. Die Bremse stimmt und ich habe ein gutes Gefühl, Herr der Lage zu sein. Immer wieder nimmt der Fisch kräftig Schnur aber ich habe das richtige Rüstzeug, ziehe ihn Windung für Windung in meine Richtung. Andre hat den Kopf weit über die Rehling gestreckt und sieht den Butt als erster: “Oh, It’s a big one, a very big one“ und er freut sich, als ob wir den Fisch schon im Boot liegen hätten. Minuten später sehe ich den Fisch und mir bleibt fast die Spucke weg. Groß, sehr groß und das Wasser macht ihn noch größer als er in Wirklichkeit sein sollte..
Morten nimmt die Harpune, Burkhard hat das Gaff und ein Seil, und Andre den Fender. Es wird mir klar, die heiße Phase beginnt. Fische diesen Ausmaßes gehen meistens bei der Landung verloren aber Morten sticht zielsicher zu, Andre wirft den Fender und der Butt taucht in rasender Flucht in in die Tiefe. Ich vermeide es meine Ratsche einzuschalten denn ich bin mir nicht sicher, ob sie das Bremsverhalten meiner Rolle verändert. Wofür die Drillübungen eines Wahnsinnigen Binswangers am Gartentor, das würde ich mir nie verzeihen und dann…. Nach weiteren 15 Minuten setzt Burkhard das Gaff, alle ziehen an einem Strang und wir landen sicher den Fisch. Das ganze Team tanzt.
Mortens Satz in diesem Moment geht mir für immerunter die Haut:-THINGS YOU CAN’T BUY FOR MONEY- und ich fühl mich ……..unheimlich gut
Danke an Morten, Burkhard, Andre – das Team
Danke an Harald für seinen modifizierten Gummifisch
Danke an KL Angelsport Baunach für die perfekte Ausrüstung –
Petri Heil – Günter
Das Ende des Snarby Traumas –
Samstag 20.06.2009 – 18 Uhr
Ohne große Erwartungen mache ich mich auf den Weg zum Steg. Ausgeschlafen fühl ich mich wohl in dieser Landschaft um Finnkroken mit seinem wunderschönen Panorama, den vorgelagerten Inseln und den schneebedeckten Bergen. Seid 5 Tagen bin ich hier und es will nicht so recht beißen an meiner Rute. Im vergangenen Jahr habe ich bei Snarby einen großen Butt bei der Landung durch Gaff und Schnurbruch verloren und seidher klebt mir das Pech an der Schnüre. Jeden Tag seh ich vom Fenster aus diese schöne Bucht und oft denk ich, wie ungeschickt ich damals war und den Butt viel zu früh ins Boot gaffen wollte. Seither hat sich aber einiges bei meinen Angelkameraden und mir verändert, die Gaffs sind deutlich stabiler und die Harpunen extrem scharf geworden. Aus Fehlern lernt man, dies ist der einzige Trost, den ich in dieser Anglermisere finden kann. Auf zwei darauffolgenden Angelreisen im Jahre 2008 hatte ich keinen Buttkontakt mehr und langsam weiß ich nicht mehr, welche Fangunterhose ich anziehen soll, welche Socken in Kombination mit meiner irischer Mütze am ehesten zum Fangerfolg verhelfen. Ich bin fanatisch abergläubisch in diesen Dingen und habe deshalb heute mein allerbestes Dorschunterhemd kombiniert mit den Wollsocken06 angezogen, die sollen es richten. Am Steg herzliche Begrüßung mit Morten, einem Freund von meinem Freund Burkhard, der in Finnkroken als Guide arbeitet und zu dieser Angeltour eingeladen hat. Begleitet werden wir von einem sympathischen Südamerikaner, der sich mit Andre vorstellt und zu dem ich sofort einen guten Draht habe. Die Chemie passt und wir bringen unsere Ausrüstung und alles, was sonst noch dazu gehört an Proviant und angenehmen Dingen (keine Frauen) an Bord und fahren los, um Fische zu fangen. An Heilbutt denke ich in diesem Moment überhaupt nicht, eher an einen schönen Ausflug um einmal neue Eindrücke der Region um die Insel Ringvasöya zu sammeln. Wir hören einen alten Rocksampler mit Songs von J.J.Cale, Deep Purple, Bachman Turner Overdrive …. easy Stimmung an Bord. So lässt es sich aushalten und wir machen ein Döschen Beisfix normal auf. Der erste Stopp am Kvalsund bringt mir den ersten guten Fisch dieser Woche, einen 7 Kilo Dorsch und ich bin zufrieden. Aber was dann??? Anstatt die sicher gute Stelle noch einmal mit einer neuen Drift zu beangeln fährt unser Skipper Morten weiter. Ich wär da geblieben, hätte mit meinem langsam wieder zur alten Form findenden Firetiger ein paar schöne Dorsche verhaftet und vielleicht wär ja auch ein 40ig Pfünder dabeigewesen? Was soll’s, wir fahren weiter und suchen Heilbutt. Burkhard ist gut drauf und strahlt Optimismus aus und ich lasse mich davon anstecken. Ich flachse mit Andre und sage zu Ihm: “ Andre, I have a good feeling tonight. I think we will catch the big fish“ aber der antwortet schon nach 4 Stunden angeln: “ I am tired“ und sagt weiter: “ I have a very bad feeling and i think we should go home“! Dabei rechnet er uns vor dass 4 Mann in 4 Stunden ungefähr 10kg Fisch gefangen hätten, was pro Mann ca. 500gr. die Stunde betragen würde. Wir lachen lauthals überdiese Aussage aber ich glaube, Andre meint es ernst. Wir fahren eine Stelle nach der anderen an, kein Biss, kein Zupfer, einfach nichts.
Dann tu ich wieder das, was ich eigentlich nie mehr tun wollte, schon deswegen, eben weil ich letztes Jahr nach einer halben Stunde Drill chancenlos einen Butt verloren hatte. Lighttackle – 10er Schnur – Forellenrute 70gr. – und Gummifisch – diesmal japanrot denn in der Not beisst japanrot ! Nichts, wieder nichts, gar nichts, keine Attacke. Ich glaube schon zum zehnten Mal tönt aus der Kabine J.J Cales Cocaine und ich find den Song geil, keine Fische aber weiter angeln. Burkhard lästert über meinen geliebten Bergkäse und Andre schmeckt inzwischen sogar Tafelwein aus dem Tetrapack, den er vor Stunden noch mit ,,not so good“ eingeordnet hatte. Es muss was passieren, irgend was muss passieren. Ich werfe mich auf den Boden und beschwöre die Angelgötter und bete in Richtung Kveita. Langsam kommt Stimmung auf und wir beschließen den letzten Stellungswechsel, zurück zum Kvalsund. Dort hat Burkhard in dieser Saison schon einen 38kg Butt gefangen, dort wollen wir unsere letzte Chance für diese Ausfahrt suchen. Nach einer halben Stunde Fahrzeit kommen wir am Kvalsund an. Bereits nach kurzer Zeit hat Morten einen Heilbutt an der Leine und ich bin sofort hellwach. Ich beobachte scharf denn noch immer verfolgt mich der verlorene Butt von Snarby, den ich nicht einmal in der Größe schätzen konnte. Alles ging viel zu schnell damals in dieser Bucht aber ich komme zu der Erkenntnis, dass dieser Butt nicht viel größer war als jener den ich gerade im Wasser kämpfen sah. Ich denke, er wird zwischen 20 und 25kg schwer gewesen sein. Alle freuen sich riesig über Mortens Fang und ich sehe, wie glücklich Burkhard über diesen Fang ist. Burkhard hat’s gut denk ich mir, kann doch jeden Tag hier angeln gehen und nachdem er letztes Jahr nicht ganz ohne mein zutun die der Angelei mit Gummifischen entdeckt hat wird er seine Butts sicher noch fangen. Ein 10kg Butt würde mich in diesem Augenblick schon in den siebten Anglerhimmel beamen. Aber ich habe keinen Lauf, sicher das Angeln nicht verlernt aber heute traue ich meinen Ködern nichts mehr zu und habe ein “ bad feeling“. Außerdem bin ich müde und etwas lull als wir die nächste Drift ansetzen. Ich halte nur noch apathisch die Rute ins Wasser und mache keine einzige aktive Bewegung, dabei bewundere ich den Butt, den Morten gerade gefangen hat. PENG – die Rolle läuft – das ist kein Hänger – das ist ein Heilbutt – Rolle okay – Rute okay – angemessene Schnurstärke – Bremse läuft einwandfrei – die Chance – es kann losgehen –
Bereits nach dem Biss wird an Bord gelacht als ob wir den Fisch schon im Boot hätten. Kein Wort werde ich während des Drills von mir geben, das bringt Unglück. Aber diesmal dauert es länger, viel länger und so muss ich wohl oder übel rein informativ das ein oder andere Wort mit meinen Mitstreitern wechseln. Der Drill fühlt sich gut an, dann ein Gedankenblitz, gestern das Vorfach getauscht und gegen ein 50 er Monovorfach gewechselt (im Nachhinein stellte sich heraus, dass es eine 70 er Mono war) – geht das gut? Die Schnur ist von Burkhard und wenn die reißt werde ich ihn öffentlich während der Sonnwendfeierlichkeiten verbrennen. Der Butt kommt langsam aber sicher. Andre hat ihn als erster gesehen und freut sich:“ Oh it’s a big one, a very big one“! Ich sehe noch nichts und verharre an meinem Platz, an dem ich seid Drillbeginn gut stehe, will nicht ausrutschen. Alles läuft super, die Rolle arbeitet, die Schnur hält und um mich rum beginnt konzentrierte Bertiebsamkeit. Morten an der Harpune, Burkhard am Gaff, Andre am Fender, jeder nimmt seinen Platz ein und ich denk mir: Wenn nicht jetzt, wann dann. Der Butt kommt hoch und ich seh ihn die letzten Minuten kreisen bis er schließlich ruhig am Boot steht. Im Wasser wirkt er noch größer, als er in Wirklichkeit sein sollte. Morten überlegt und sticht erst zu, als sich der Fisch in die richtige Position gedreht hat. Ich warte auf Burkhard und auf:“ We have him under controll“ aber nichts von dem. Der Fisch rast mit irrer Geschwindigkeit in die Tiefe und der Fender saust hinterher, Widerstand vom Fender? Es wird mir schon irgendwie helfen das Ding und nachdem der Fisch unten angekommen pumpe ich ihn wieder Windung für Windung nach oben. Nun kommt er mit dem Kopf voran, macht sich schwer wie ein Sack und schüttelt mit dem Kopf. Der Kopf des Gummifisches ragt aus dem Maul aber beide Haken sind nicht zu sehen, das sieht gut aus. Burkhard wartet mit Gaff und Schlinge und Morten und Andre helfen ihm, den Fisch in die richtige Richtung zu drehen. Der Butt steht lange am Boot und dann der Augenblick, an dem alle zupacken und den Heilbutt mit vereinten Kräften ins Boot ziehen – ich falle auf die Knie – Freude pur – perfektes Teamwork – und das Ende des Traumas von Snarby Bukta !!!
Meine nächsten Fische sollten ein 25 Pfünder Dorsch und ein 17 Pfünder Steinbeisser sein – das Glück kam zurück!
Die Kombination dieser Unterhose mit diesem Unterhemd gepaart mit den grünen Wollsocken06 wird mir immer im Gedächtnis bleiben wie die Erinnerung an diese wunderschöne Angeltour.
PS.: Auch in Norwegen muss man leider irgendwann die Unterwäsche wechseln!
Grüße an alle , die dabei waren